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05.10.2024, 11:18
Von Erfolg und Stolz
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20.09.2024
Die Frage nach dem "wann ist es genug"?
Q-Day: Die Frage nach dem „wann ist es genug?“
24/7 unterwegs sein, die Kinder von A nach B fahren, noch einmal schnell an das Diensthandy gehen und den Laptop nach Feierabend doch noch im Homeoffice anlassen, denn ich muss ja erreichbar sein, das wird gerne gesehen… oder nicht?
Ich höre oft von so vielen Menschen, dass sie keine Zeit hätten einem Hobby nachzugehen, eine Pause zu machen, sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihnen Spaß machen, sich weiterzubilden usw. „Man habe weniger Zeit.“ Da die Tage i.d.R. 24 Stunden haben, von denen wir im Schnitt 14-16 Stunden wach sind, ist die Zeit ja nicht weniger vorhanden, wir füllen sie nur mit vielen Dingen, die wir glauben, machen zu müssen. Woher kommt das? Geht es darum, anderen gerecht zu werden? Meinem Partner, meinen Kindern, meinem Chef, meinem Freundeskreis? Und warum? Um gut zu sein, wertgeschätzt zu werden, Anerkennung und Lob zu erfahren, gesehen zu werden? Ja, bestimmt sind das innere Antreiber. Gut, dass uns das Außen so beschäftigt. Jedoch beschäftigt es uns, weil unser Inneres die ganze Zeit laut ist und gesehen werden will. Woher kommt der Anspruch allen gerecht werden zu wollen, gesehen zu werden, Wertschätzung zu erfahren? Braucht es dafür immer die äußere Bestätigung? Was würde passieren, wenn wir diese tatsächlich ständig bekämen? Wonach streben wir dann? Noch höher, noch schneller, noch weiter? Und was ist dann das Mehr? Wahrscheinlich das Burnout, der Hörsturz, ein Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaflosigkeit, …
Wann wirst du dir gerecht, wann ist es genug, bist du genug? Oft wissen wir, was wir tun aber nicht warum? Was genau ist es, was dich antreibt oder hindert? Welchen Sinn und welches Bedürfnis hast du etwas genau so und vielleicht täglich zu tun? Erledigst du deinen Beruf, weil jemand dich würdigt? Studierst du, weil deine Eltern es schön fänden? Putzt du das Haus, weil deine Kinder dich dann lieber haben? Bist du in deinen Job, weil du Geld dafür bekommst?
Wir leben auf einem Markt der Möglichkeiten. Alles ist meist und sofort verfügbar. Was heißt es genug im Leben zu sein und zu haben? Was kann weg und was kann bleiben? Wann haben wir genug geschaffen, geleistet für diese Welt, genug erreicht, genug gesehen, genug gewürdigt? Wann sitzen wir auf der Sonnenliege und sagen uns „ja, heute ist es okay gewesen? Ich war charmant aber nicht aufdringlich, nett aber nicht ironisch, gelassen im Konflikt aber klar in meiner Haltung, hervorragend im Argumentieren und nachgiebig im Akzeptieren der Meinung anderer, ich war fröhlich, sportlich, bezaubernd, cool und …Reicht das aus? Wir sind Elternteil, Partner*in, Kind, Arbeitnehmer*in, Freund*in, Kolleg*in, Laufbuddy, Hobbygärtner*in und manchmal sind wir auch wir selbst, oder nicht? Und wer oder was ist das Selbst eigentlich?
Manchmal glaube ich, dass wir alles Sammler*innen sind. Wir sammeln alles, wovon wir glauben, dass wir es zum Leben brauchen. Erfahrungen. Liebe. Freundschaften. Berufliche Erfolge. Schöne Momente. Wissen. Nur oft haben wir das Gefühl, dass es nie reichen wird, wir werden nie reichen, gut genug sein. Wir können immer noch etwas draufsatteln. Uns ärgern über Wege, die wir nicht gegangen sind. Über Chancen, die wir haben verstreichen lassen. Es könnte noch so viel mehr da sein in unserem Leben. Was auch immer so viel mehr sein soll. Die Gefahr ist groß sich zu verlieren. Es geht immer noch was!
Das Streben nach Erfolg, nach dem genug sein, kann blind machen für die eigenen Bedürfnisse, das Innere und die Wahrnehmung auf das, was einem wirklich guttäte. Und bevor einem das klar wird, denn der nächste Urlaub kommt ja bald, der wöchentliche Sport lässt es schon wieder gut werden, die Aperol-Runde mit den Freundinnen wird meine Müdigkeit schon kompensieren, ein Pokerabend mit den Männern wird mir zeigen, dass ich nicht allein bin mit meinem Anspruch, ich muss ja schließlich mithalten können. Und schon stecken wir in einem Kreislauf aus Stress und Überforderung. Gehörst du auch zu denen, die ihre körperlichen Anzeichen von Stress ignorieren, frühe Warnzeichen gar nicht mehr erkennen können und denken, dass sie sich später um ihre Gesundheit kümmern? Wenn die Waage erst einmal ins Kippen geraten ist, der Kreislauf Fahrt aufnimmt, dann ist ein alleiniges Herauskommen schwer möglich.
Und dabei sind wir ja kaum noch lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt. Die meisten von uns haben ein Dach über dem Kopf, genug Essen, leben in einem meist friedlichen Land und haben jede Menge Annehmlichkeiten. Ich würde sogar behaupten, dass die meisten etwas an ihrem Verhalten ändern wollen, dass sie doch tief innen wissen, dass sie genug sind, dass das, was sie tun, ausreicht, dass es keine reale, objektive Gefahr, wie einst den Säbelzahntiger gibt.
Warum ist Veränderung so schwer? Warum ist genug sein so schwer? Wann ist „es“ genug? Was muss noch passieren, dass du sagst, es ist genug, ich bin genug? Oft machst du sicherlich schon einiges, um Dinge zu verändern und findest dich doch in ähnlichen Situationen wieder?!
Reine Verhaltensänderung, die klassische Mindset-Arbeit hilft hier nicht weiter. Im Gegenteil, damit setzt du dich noch mehr unter Stress. Wenn dein „Normalzustand“ ständig überschritten wird, weil es eben noch nicht genug war (hier kannst du selbst einsetzten, was du täglich alles tust, wo dir neue Prüfungen begegnen, wo du Angst vor etwas hast und Dinge trotzdem tust), dann geht dein Nervensystem immer etwas über diese Normallinie hinaus. Das ist an sich erst einmal völlig in Ordnung und im Laufe des Tages auch normal und erwünscht.
Ist dein Nervensystem in einer Dauererregung und ständig über dem Normalzustand, dann pendelt es sich dort ein, weil es diesen Dauererregungszustand allmählich kennt und diesen für normal und sicher hält. Es tut also eigentlich was sehr Funktionales. Wenn wir uns wieder ins Gedächtnis rufen, dass unser Nervensystem als oberste Aufgabe unseren Schutz hat, dann wird es uns in Zukunft vornehmlich in dem Dauererregungszustand lassen, da diese ja zu unserer neuen Sicherheitszone bzw. Normalzone geworden ist. Da jedoch mit jedem Stressmoment, dem sich ständigen im Außen orientieren, meist eigene unterdrückte und unverarbeitete Emotionen (wie kleine Mini-Traumata, wie Angst, Wut, Traurigkeit, …) einen hergehen und im Körper gespeichert aber nicht verarbeitet werden, führt dies auf Dauer zu chronischem Stress und einer Dysregulation des Nervensystems. Stressphysiologische werden dann stetig Stresshormone in das System gepumpt, docken an Organe an und beeinflussen diese, wie bspw. die Nieren, Nebennieren aber auch die Atmung und Muskulatur.
Sind wir lange in der Dysregulation, versagt fast schon unser Begreifen von sicherheitsrelevanten Hinweisen, sowohl im Inneren, im Außen als auch in der Interaktion. Alles, was an Informationen kommt, wird von unserem Nervensystem erfasst und auf Sicherheit und Gefahren überprüft und bewertet. Das passiert ohne unsere bewusste Wahrnehmung, noch können wir das steuern. Unser Verhalten wiederum basiert auf neurozeptiven Prozessen und das Nervensystem wechselt zwischen den verschiedenen autonomen Zuständen (Kontaktsystem/ soziales Miteinander=parasympathisch-ventrale Aktivität: Zone der Sicherheit, körperliche Prozesse funktionieren, cool, Kopf ist fokussiert, keine Gefahrenwitterung, Zone wo Veränderung/Lernen stattfinden kann wenn dieser zu niedrig ist, dann funktioniert die Neurozeption nicht mehr korrekt, d.h. Hinweise aus dem Inneren oder dem Außen/der Umwelt werden vom Nervensystem falsch verstanden und es wird nur noch Gefahr/das Negative/das nicht genug sein gesehen, gehört, gefühlt und du befindest dich in der ständigen Kampf- oder Fluchtenergie; Mobilisierungssystem/Gefahrensystem=sympathische Aktivität: es wird hitziger, Alarmbereitschaft, Kampf und Flucht können vorkommen, Frust, Sorgen, Wut, Angst; Immbolisierungssytem=sympathisch-dorsale Aktivität: Shut down, Notbremse, Burnout, wie ein „zu heiß laufen“, Überforderung), wobei wir nie einen Zustand überspringen können (bspw. aus der Immobilisierung in das Kontaktsystem), um in den anderen zu kommen, daher wird dies auch als autonome Hierarchie beschrieben.
Sind wir demnach dauerhaft über unserem Normalzustand, werden wir praktisch süchtig nach dem Stress und der dauerhaften Überregulation, die wir dann kennen und als sicher einstufen. Alles, was uns in den „cooleren“ Bereich bringt, in Richtung unseres eigentlichen „Normalzustandes“ wird unser Nervensystem als Gefahr definieren, da es uns nicht (mehr) bekannt ist, Gefahr ausstrahlt und ungewohnt ist.
Wann ist es also genug? Je nachdem wo wir uns mit unserem Nervensystem befinden, wird es früher oder später genug sein. Oftmals wissen wir auch schon ganz viel, aber es bringt so wenig auf der Verhaltensebene. Daher bringt es eben nicht nur kognitiv hinzuschauen, sondern auch emotional körperlich.
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